Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Marone und Morchel«. Gedichte 2009   Vers 25446 bis 25493

SCHLEIEREULE


Buche, Hasel oder Eiche
Mag die Dame, die es warm
Findet, wo da Kräuterreiche
Winden ihren Schmusearm.
In kulturfern Kalkgemengtem,
Knollen-Krepis an der Säule,
Steht mit violett verhängtem
Hut die junge Schleiereule.

Ehr im Süd als auf der Heide,
Wo die Wege grad und lang,
Daß sie kein Getrampel leide,
Zog es sie zum Alpenhang,
Der September ist ihr Pate,
Stehn in Waage Fön und Fäule,
Dann erscheint mit großem Staate
Manchen Orts die Schleiereule.

Eh der Hutrand runzelnarbig,
Finde sie mit Schwestern viel,
Die sich reckt und kupferfarbig
Aufgibt das Versteckensspiel,
Wo sich Fuchs und Has begrüßen,
Halt der Kutscher an die Gäule,
Denn, die Einsamkeit zu Füßen,
Prunkt der Hof der Schleiereule.

Zart und fest ist sie dem Schmauser,
Lila, wenn sie jung und fesch,
Frag am besten Kaspar Hauser,
Eh ein Doktor Phrasen dresch,
Wo bei Dorn und Kiebitzschreien
Unnütz Kratzer nicht und Beule,
Denn nicht alle Sammler freien
Irgendwann die Schleiereule.

Wenn die Gletscher wieder wachsen
Und die Ahornpracht verfällt,
Sollst du nicht mehr nach ihr kraxen,
Denn sie stieg zur Unterwelt,
Schwingt mit letztem Prunk der Blätter
Der Oktober seine Keule,
Ging gehorsam Wind und Wetter
Aus dem Licht die Schleiereule.

Dies soll keinen Freund verdrießen,
Denn die Sporen flogen aus,
Die den Raum des Augs verließen,
Bauen schon am nächsten Haus,
Nicht der letzte aller Sommer
Ging mit Gram und mit Geheule,
Also bringt der Wiederkommer
Auch das Reich der Schleiereule.