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Aus »Rhön und Rennsteig«. Gedichte 2007 Vers 23066 bis 23137 MONDSTÜRERFEST Fünf Glasbläser brachten den Flecken Zu Siedlung, Gemeinde und Stolz, Sich höher die Ziele zu stecken, Wagt Glas Filigrane des Golds, Die Lampe mit Öl und mit Gasen, Die Drehbank, die Flöte, der Dorn Und Träume der Nornen und Asen Erklangen im Ernstthaler Horn. Verwegne Gesellen bescherte Die Bulle zu Hütte und Schank, Was Bürger und Bauer begehrte, Was leuchtet im fürstlichen Schrank, Es wuchs unter rauchenden Essen, Wo Zartes und Derbheit sich mischt, Sich Kämpe und Schnöckelsinn messen Und Frohsinn dem Feuer entzischt. Hier kamen zwei Zecher vom Kruge Zum Berg, der nach Pappenheim heißt, Es schien mit dem Recht und dem Fuge Ihr Gold, was am Nachthimmel gleißt, Mit Hölzern sie suchten zu stüren, Was Wölfe versammelt zu Jagd, Den Zeugen von Mitternachtsschwüren, Der bleicht, wenn das Morgenrot tagt. Zwar hat sich verweigert der Taler, Doch ward der Versuch und der Ernst Manch Trunkfrohem Bruder und Zahler, Daß heut noch die Aue besternst Du mit einem Lied, das den Stürer Erkennt als den prinzlichen Geist, Der Goldadern trunkner Erspürer Füllt alles, was Minnesang heißt. Wo solche Verrücktheiten reifen, Der Menschenschlag klobig und echt Es wagt auf Magister zu peifen, Gilt noch das germanische Recht, Dort wagt noch der Freie zu treten Vor Gott und die uralte Zucht, Daß unseren Herzensgebeten Erst Tat gibt die schaffende Wucht. Hier kann doch die Frage nicht lauten, Ob Neuhaus, ob Lauscha sie schluck, Den Stangen- und Bierastronauten Geschacher nicht frommt und Geduck, Die Zahlensalat-Bürokraten, Sie blöken wie Vieh auf der Weid, Es fehlt an Verstand für die Taten Und fehlt für die Zukunft an Schneid. Erst wenn nach Probstzella die Schiene Der Wagen mit Glasträumen dampft, Verzieht sich die Wasch-Clementine Und was aus dem Guckkasten krampft, Die Wirtschaft der Yankees ist keine, Die je unsrem Frohschaffen taug, Dem Thüringer lähmt sie die Beine, Dem Ernstthaler trübt sie das Aug. So seien die Mondstürerfeste Uns Vorspiel und Heerschau zugleich, Daß es ihre Schmerbäuche mäste, Verhunzten die Sieger das Reich, Wir sollen die Marktmären glauben, Und danken dem Schinder, dem Dieb, Um Mitwirkung betteln beim Rauben Von allem, was heimlich und lieb. Doch Gott wird die Schändung beenden, Der Heimat, des Glaubens, der Kraft, Die Zeit wird sich winden und wenden, Die Knute verfahlt und erschlafft, Aus Liedern und Sagen der Berge Erwächst, was uns frei macht und lohnt, Auf Schultern von Riesen die Zwerge Erstüren am Himmel den Mond. |