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Aus »Die alte Linde. Zweites Buch«. Gedichte 2013   Vers 42101 bis 42140

GROTTENTAL-LINDE


Vom See hast du die beste Sicht!
Der Bauernhof, den sie bekrönt,
Tritt andachts- und gehorsamsschlicht
Zurück, wo sie die Aue schönt.
Doch tritt heran an den Koloß,
Der moosig, doch vor Leben prall,
Sich reckt wie einer Vorzeit Sproß
Und ahnt noch nichts vom Weltverfall.

Die Mächtigkeit, die fest im Grund,
Ist Wunder schon, doch klettre rauf,
Auf halber Höh tut dir der Fund
Ein noch viel größres Wunder auf.
Die Hohle zwischen Wulst und Sprung
Zeigt sich als mächtige Kapell,
Mit einem Dach aus Dämmerung
Wirds hier im Innern niemals hell.

Faß an, was überwachsen oft!
Nichts ist hier schleimig und vertan.
Was sich jahrtausendlang verstofft,
Gemahnt dich an den Schöpfungsplan
In Vielfalt und so abgestimmt,
Daß unsre Phantasie versagt.
Dies schuf kein Gott, den Zorn ergrimmt,
Den Ungeduld am Herzen nagt.

Kein Gott, der längst sich abgewandt,
Und keiner, der die Zügel ließ!
Hier spürst du seine Segenshand,
Die Zärtlichkeit im Rindenvlies.
Solang uns solche Zeugen stehn,
Ist Glauben uns ein leichtes Ding.
Du muß nicht in die Sterne flehn,
Denn faßbar ist, was ich dir sing.

Lehn dich in diese Rundlichkeit
Und spür, du bist geborgen so,
Der Baum im grünen Sommerkleid,
Ist wie die Ziegen ringsum froh,
Doch stiller, weil er so viel weiß,
Und Zeuge wurd von Wundern viel,
Drum lausch und dank als Beter leis,
Daß du dabei in diesem Spiel.