Willkommen

Lebenslauf

Aktuell

Werke

Publikationen

Audio

Leserstimmen

Besucherbuch

Impressum
 
voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Waldeinsamkeit«. Gedichte 2008   Vers 29511 bis 29582

OSTERZUG


Als ich noch ein Hosennässer,
Doch im Dreirad hochmobil,
Schien mir schon der Osten besser
Als das Land, wo Tag verfiel,
Als Geschlagne ihres Zornes,
Schrie des Feundes Großmama,
Bleib im Land des Pfefferkornes,
Und schon war ein Auftrag da.

Rasch ward unser Zug begonnen,
Und die Richtung keine Frag,
Was wir da wohl ausgesponnen,
Sag Erwchsnen nicht der Tag,
Erst als abends Au und Orte
Voller Aufruhr und Alarm,
Fuhrn wir heimwärts mit Eskorte
In der Mütter Kuschelarm.

Eh man uns das weiter wehrte,
Ficht uns nie ein Zweifel an,
Wer das Pfefferland begehrte,
Kommt auf dieser Route an,
Später ward ich streng belehret,
Daß dort Sumpf und Mückenplag,
Doch wenn früh die Sonne kehrtet,
Ruft der Osten, der mich mag.

Wer im Osterland geboren,
Osterfeuers Sehnsucht kennt,
Hat beim Osterwunder Ohren
Einzig für den Orient,
Dort sind alle Wälder dichter,
Und Sterne heller stahln,
Weil sie nicht profane Lichter
Mit geraubtem Glanz verfahln.

Weiter als das Dreirad reiste
Mir die Kleinstadt-Bibliothek,
Was als Elixier dem Geiste
Nach der Oder sucht den Weg,
Nah am Kamm von Spindersmühle
Wars mit Rübezahl der Chef,
Daß der Sproß der Biederkühle,
Endlich wen mit Durchblick treff.

Über Menschgeblök und Schreien,
War zu Austausch wenig Not,
Sie vertraun auf Gaukeleien,
Doch der Berg ist ihnen tot.
Wenn sie gut sind, sind sie Toren,
Sind sie klüger, werdens feig,
Welcher Leuchte sie erkoren,
Besser ihren Ohren schweig.

Wer des Berges goldne Striehmen
Bis zur Glut der Tiefen kennt,
Weiß, daß ihm nicht Flitter ziemen,
Die des Kleingeists Element,
Nach der Weichsel lockten Klinker,
Drin der Orden deutscher Herrn
Odinsblut und seine Trinker
Mischten mit des Orients Stern.

Wo die Memelfluten münden,
Steht Europas Balkenlot,
Hier sollst du den Geist begründen,
Der zu seiner Eintracht not,
Auf das Hügelgrab von Kauen
Pflanz die Esche höchstem Thing,
Da sich in des Sperbers Klauen
Blau des Süds und Nords verfing.

Immer nach der Mitte ziele,
Was dir reift zu Spruch und Lied,
An der Saale, an der Biele
Sorg, daß man die Weiser sieht,
Bleibst du treu in diesem Fuge
Jedem Tag, der kommt und schmückt,
Wird dein Tun zum Osterzuge,
Bis die Auferstehung glückt.