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Aus »Traum von Atlantis«. Gedichte 1994, Vers 9513 bis 9560

XANADU


Coleridge schrieb Kublai Khan,
Ein Gedicht in großer Hast,
Das im Traum ihm kundgetan,
Alph, der Strom, trägt den Palast.
Aber ein Besucher stört,
Schlägt das Buch des Hypnos zu,
Also floh uns unerhört,
Was sich sagt von Xanadu.

Auf der Grotte, ganz von Eis,
Hob sich Glanz, der zart und licht,
Aber was der Träumer weiß,
Faßt zuletzt die Feder nicht.
Wo er sich dem Leben beugt,
Flieht der Angelos im Nu,
Also bleibt uns unbezeugt,
Das Geschehn in Xanadu.

Verse, sagt man, tragen dich.
Gib dich hin dem Wellenspiel!
Doch der Puls der Quelle wich,
Und verrät nicht Weg und Ziel.
Wo die Flut der Woge weicht,
Zeigt sich nur die Grabesruh,
Nur für einen Atem reicht
Jeder Weg nach Xanadu.

Mancher suchte das Gespinst
Fortzuknüpfen mit Geduld,
Doch daß du den Ort gewinnst,
Brauchts des Todes Bruderhuld,
Die dich zwar zuzeiten neckt
Als dein Lieb, mit dir auf du,
Doch der Tag weiß unbefleckt
Unsern Traum von Xanadu.

Niedre Geister nehmen frech
Dieses Wort als Siegelring,
Doch sie wissen selbst vom Pech,
Daß ihr Kranz ein leeres Ding.
Ihre Glimmer-Schwinge stutzt
Sonne, und der Staub am Schuh
Sagt: es bleibe unvernutzt
Alles Gold aus Xandadu.

Alter kommen, Alter gehn,
Täuschungen verweht der Wind,
Doch im Wechsel bleibt bestehn,
Daß wir tief gebunden sind.
Bis zum Schluß der Zeiten gilt,
Daß der Mensch geblendet tu,
Und die Sehnsucht ungestillt
Rufe an als Xanadu.