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Aus »Der Seerosenritter«. Gedichte 1990, Vers 4198 bis 4253

EXCALIBUR


I

Hartscharte, Wappen, Panzerschild,
Siegrune, Eiche, Mistelzweig,
Der Träger als der König gilt,
Das Nahn als Gottes Fingerzeig.

Da Merlin es in Felsen rammt,
Versucht sich mancher edle Sproß,
Doch nur wer aus der Vorwelt stammt,
Gewinnt das Erz und so den Troß.

Wenn es der Feind im Kampf zerschlug,
So reit hinab zu Sumpf und Moor,
Wie Schlick und Schlamm die Rose trug,
So reicht es eine Hand hervor.

So fügt sich zu dem Rosenschild
Das hehrste Schwert als Nymphengift,
Als Held auf Berg und Feste gilt,
Wer früh im Ried die Ahnen trifft.

Im Rittertum ist Christi Licht
Als Blüte eins mit Schleim und Brei,
Und wenn ein Streiter strahlend ficht,
So sind die Toten stets dabei.


II

Fast ein Jahrtausend galt dem Lied
Ein König über allen hehr,
Die Runde seiner Tafel zieht
Sich als Karfunkel durch die Mär.

Ein Rittertum, das Gott gefällt,
Bemißt sich ganz an seiner Kraft,
Sein Glanz und sein Erfolg verstellt
Mancher Geschlechter Leidenschaft.

Da Lanzelot und Parzival
Mit Galahad, Gawain und Bors,
Dem König dienten, schien der Gral
Als Heil des unverschloßnen Tors.

Doch dieser Blüte Rosenglanz,
Die Stärken bündelt, wild und frei,
Macht nur die Unbedingtheit ganz,
Daß Artus rechter König sei.

Dies macht allein nicht Mut und Schwung,
Nicht Weisheit und kein Bardenlied,
Das Zeichen, das die Dämmerung
Der Toten gab, die Wahl beschied.

Daß ihm das Schwert aus Schmand und Schlick
Gereicht als Seeros, lichtumblitzt,
Bannt jeden Ritters Sonnenblick,
Bis er von ihm das Lehn besitzt.

So ist die Seeros Gottes Wink,
Daß jeder Edle schwör und folg,
Drum morgenfrüh am Ufer trink,
Auf daß sich licht die Nebelkwolk.

Wir sind versprengt, des Fürsten bar,
Wie die Titanen unterm Joch,
Doch einmal wird der Himmel klar,
Und unsre Stunde zeigt sich noch.

So üb das Aug und reim das Lied
Für Keltenkreuz und Treueschwur
Bis eine Nymphe aus dem Ried
Reicht dir das Schwert Excalibur.