voriges Gedicht nächstes Gedicht

Aus »Trichterwinde«. Gedichte 2009, Vers 33408 bis 33451

RAUCHVERBOT


Daß die Wirte man entmündigt,
Läßt mich kalt, auch ohne froh,
Doch daß sich die Bahn versündigt,
Dulde ich nicht lange so.

Lang schon war die Autoschelte
Nur erlaubt dem Bummelzug,
Daß die Bahn als Flugzeug gelte,
War ein Traum, der Früchte trug.

Letzte Nacht hegt ich die Grille,
Frecher werd der deutsche Sohn,
Mach dem Schaffner blind die Brille
Renitenz und Rebellion.

Morgen schon in allen Winkeln
Grad um acht in jedem Amt,
Nicht verschämt und rasch beim Pinkeln,
Offen wird das Kraut entflammt.

Mitten zwischen allen Pendlern,
Die auch ohne dies verschnupft,
Zeigen wir den Seelenhändlern,
Wer die Harfensaiten zupft.

Dies sei Flegelei und Laster
Und verbreite Sucht und Tod,
Wir erwidern, daß der Knaster
Demonstriert im Morgenrot.

Weder amtlich noch gerichtlich
Sei erlaubt der Ordnungshohn,
Doch dies zeigt nur offensichtlich,
Daß Erlaubtes niemals lohn.

Einer sucht uns zu entreißen
Ärgernis und Schuldbeweis,
Räuberisch die Tat zu heißen,
Bleiben wir nicht zag und leis.

Mörder heißt es dann, ihr Schufte
Trollt euch, ja, die Wache gebs!
Was zu eurer Lust verpuffte,
Schafft den Leuten Lungenkrebs.

Gebt zurück uns die Abteile,
Wos gemütlich schmaucht und dampft,
In der Abstinenzler-Meile
Wird dann kein Protest gestampft.

Aufgewacht bin ich am Morgen,
Weiß, der Widerstand ist fern,
Doch ich hab auch andere Sorgen
Und leb doch nicht minder gern.