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Aus »Saalisches Lied«. Gedichte 2007, Vers 20465 bis 20496

STARENWUNDER


Am alten Weg ins Böhmerland,
Wo einst manch Wagen stecken blieb,
Spricht jeder Damm von Menschenhand
Vom Mut, der planvoll Fischzucht trieb.

Der Tannenwedel zeigt sich gern
Wie Sumpfbärlapp und Wassernuß,
Trollblume, Froschkraut, Wasserstern
Gedeihen hier im Himmelsfluß.

Wo Wasserschlauch und Fettkraut still
Vertilgen manches Blutinsekt,
Mag einkehrn, wer erschauen will
Was wundersam im Sumpfland steckt.

Kommst du im Herbst ins Plothner Land,
Zum Rohrteich leite Aug und Ohr,
Die Wiesenraute in der Hand
Wag dich in seinen Umkreis vor.

Denn wenn die Sonne blutig stirbt,
So suchen Starenheere Platz
Im Röhricht, manchen Gau bewirbt
Der Kolben brauner Samtbesatz.

Rein männlich ist die Vogelschar,
Die sammelt sich zur Brutzeit-Nacht,
Eh tags darauf ein jeder Star
Sich heim in seinen Flecken macht.

Der schwarzen Sänger Tausendstimm,
Die trafen sich aus Dorf und Weil,
In deine Wanderlieder nimm
Und hab an ihrer Minne teil.

Denn ihre Treu in ihrem Brauch,
Den Frohsinn, der sie jährlich treibt,
Verkünde deine Stimme auch,
Wenn sie die Reisebücher schreibt.