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Aus »Engelhard. Treuepistel«.   Vers 59187 bis 59240

ERSTER AUFZUG. FÜNFTE SZENE


Engelhard, Dietrich.

ENGELHARD: Was für ein Wetter! Nie zu heiß, und Regen
Nur kurz und so willkommne Katzenwäsche,
Wir sind so munter, daß wir uns bewegen
Grad wie das flinke Eichhorn an der Esche.
Die Ströme überqueren und die Pässe
War niemals leichter als in unsern Tagen.
Kein Feind zeigt nur das mindeste Intresse –
Das soll man Kriegszeit bloß zu nennen wagen!
Ist es noch weit nach Dänemark?

DIETRICH:               O Engel,
Ich war doch selbst noch nie so weit im Norden –
Wie soll ichs wissen? Solcherart Gequengel
Ist manchem schon zum Hagelschlag geworden...

ENGELHARD: Ich weiß es doch, du bist und bleibst Brabanter,
Und solche sind zumeist mit sich beschäftigt.

DIETRICH (lacht):
Wer immer wurde ein Burgund-Gesandter,
Hat bald den Ruf der Völlerei bekräftigt.

ENGELHARD (lacht):
Wie sind die Dänen?

DIETRICH:             Nun, ein Genueser
Erzählte mir, sie seien alle Heiden –
Vermutlich denkt er gleiches von der Weser,
Und hinter Alpen kann er gar nichts leiden.

ENGELHARD: Die Römer schlimmer: Sind sie hungerleidend,
So lehrn sie einen Spender gute Sitten,
Dereinst die Welt mit ihrem Vieh beweidend,
Tun sie sich schwer mit Danken und mit Bitten.

DIETRICH: Solch Großtun wirst im Norden nicht erleben,
Das Land ist klein und groß allein im Meere,
Das Segeltuch muß man zuhause weben,
Und auch der Weizen steht dort hoch in Ehre.

ENGELHARD: Ich bin kein Händler und erst recht kein Bauer.

DIETRICH: Am Meeresufer ist der Krieg beständig,
Und arbeitslos kein Rittersmann auf Dauer,
Auch tut sich Wirtschaft nicht nur eigenhändig,
Der Adel kann sich nur behaupten, hegend
Die Wohlfahrt aller Stände und Gewerbe,
Nicht etwa auf die Bärenhaut sich legend,
Erhoffen, daß er zwei- und dreimal erbe.

ENGELHARD: Du sprichst grad wie mein Vater, daß am Golde
Doch alles hängt und daß man scheffeln müsse,
Ich halt es mit den Vögeln, die im Solde
Des Höchsten stehn, der fließen läßt die Flüsse.

DIETRICH: Du spielst so gern das Kind im Dialoge,
Daß mir der Part bleibt, väterlich zu raten.
Zum Glück hört die Gespräche kein Rhapsode,
Sonst würden glatt verniedlicht deine Taten.

ENGELHARD: Laß mir doch, lieber Bruder meine Flausen
Und nachzuholen kindliche Gefühle!

DIETRICH: Heut müssen wir mal nicht im Freien hausen!
Sieh dort das Vorwerk mit der Wassermühle!

ENGELHARD: Ja, plänkeln wir nicht mehr. Die Nuß, die Beeren
Sind nicht mehr meins. Ein Brot – das wär unglaublich!

DIETRICH: Ein Lindenbaum hält jeden Gast in Ehren.
Ich glaub, die Mühle ist uns brav und tauglich.