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Aus »Siegfrieds Tod. Trauerspiel«.   Vers 58581 bis 58631

DRITTER AUFZUG. ZWEITE SZENE


Kriemhild, Volker.

VOLKER: Verzeiht mir, wenn ich durch mein Kommen störe,
Ich denk, ihr sitzt allein mit bösen Geistern,
Vielleicht ists gut, wenn ich mal etwas höre,
Statt andrer Leute Hörbedarf zu meistern.

KRIEMHILD: Achje, ich glaub, ich habe nichts zu sagen,
Ich sagte alles und es war vergeblich,
Ging schon die Sonne auf? Ach, würds nicht tagen,
Das Tränenaug sieht wolkig oder neblich.

VOLKER: Wenn ihrs erlaubt, so spiel ich auf der Zither,
Vielleicht falln dann die Worte wie die Tränen,
Was uns geschieht, das ist so oft so bitter,
Doch bittrer ists, daß wirs vergeblich wähnen.
(Sie nickt, er beginnt zu spielen.)

KRIEMHILD: Alle Brünnlein raunen mir
Sieg, dem Frieden ferne.
Ach, das Horn, des Einhorns Zier,
Liebt zu rein und hold für hier
Wie die Wandelsterne.
Glaube, Hoffnung, Treu und Ehr,
Sieg, dem Frieden ferne.
Süße gab das bittre Weh,
Sieg, dem Frieden ferne,
Liebe gab das Ja zur Eh,
Doch der Jäger trifft das Reh
Und versehrts im Kerne,
Daß es blute, mehr und mehr,
Sieg, dem Frieden ferne.
Herbstrot lacht im Blustgebind,
Sieg, dem Frieden ferne,
Daß wir alle sterblich sind,
Ahndet schon das jüngste Kind,
Das da lacht so gerne,
Und die Hand ist abends leer,
Sieg, dem Frieden ferne.
Auch der König, auch der Leu,
Sieg, dem Frieden ferne,
Weiß vom Adler im Gebläu,
Daß der Schatten Buß und Reu,
Und kein Aug bleibt hell und hehr,
Sieg, dem Frieden ferne.
(spricht):
Sag, ritten alle aus von unserm Hause?
Ist Ute ganz alleine wie mein Jammer?

VOLKER: Nein Giselher verriet, daß ihm es grause,
Auch Gerenot schwingt hinterm Stall den Hammer.

KRIEMHILD: So hör, ich brauche Männer, keine Tröster,
Sag Gerenot, er möge mich besuchen,
Die Zeit ist knapp, es wär der Fehler größter,
Jetzt sinnlos auf der Stube rumzufluchen.

VOLKER: Ich will ihn sehn und ihm auch gerne sagen,
Daß ihr ihn her in eure Kammer bittet,
Doch glaubt mir, er hat auch sein Kreuz zu tragen,
Drum wärs nicht fein, wenn ihr gewaltig strittet. (Ab.)