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Aus »Die alte Linde. Erstes Buch«. Gedichte 2012   Vers 40420 bis 40459

POLCHOW


Nur weil der Baum gewaltig
Dem Sturm zu trotzen hat,
Wird er so vielgestaltig,
Und um das grüne Blatt
Dem Lichte zu verschwistern,
Wo herrisch dräun die Bön,
Muß manche Knorre knistern
Und bersten mit Gestöhn.

Das Dreigestirn der Äste,
Die mehr als klafterstark,
Mißdeuten manche Gäste
Als dreie, die autark,
Doch alte Bücher zeigen,
Daß alles einem Stamm
Entwuchs und daß der Reigen
Verwand den Bruch am Damm.

Der mächtigste geschwunden,
Und wenn dies Dreiheit heißt,
Hat sich der Welt entwunden
Damit der heilge Geist,
Denn wo uns Sohn und Vater
Schon vor der Zeit am Ziel,
Der Kirche das Theater
Entwand das Glockenspiel.

So ist für Hoch und Minder,
Für jedes Aug zu schaun,
Daß weithin Gottes Kinder
Der Kindschaft nicht mehr traun,
Entsagt dem Herrn das Mündel,
Als seis ein alter Hut,
Laß fallen Pack und Bündel
Und sprich mit Lindenblut.

Wenn täglich man aufs Neue
Am eignen Aste sägt,
So halt dem Baum die Treue,
Der auch die Weltnacht trägt,
Als letzter Trost der Toten
Den Friedhof hier noch weiht,
Bis kommen uns die Boten
Vom Lindenherz der Zeit.