Inmitten der Geschichte, die wir wieder
Erzählen wollen, steht die alte Linde,
Vor ihr sank Ortnit zu dem Traume nieder,
Und hier kam er, der Wölfen ward zum Kinde.
Der Dichter Uhland ahnte diese Mitte
Und dichtete vom Lindenbaum zu Garten,
Doch merkte er, daß ihm der Stoff entglitte,
Und konnte auf die Wiederkehr nicht warten.
Wir finden von dem Heldenbuch zwei Tage,
Die reimen zwar recht gern und oft die Linde,
Doch was die Herzblatt-Grüne woll und wage,
Ward ihm kein Schatz, daß er ihn such und finde.
Zu sehr war ihm das ritterliche Treiben
Betrachtenswert und Maßstab edlen Sinnes,
Doch um der Linde Taggedicht zu schreiben,
Bedarf es eines anderen Beginnes.
In solchem stellt der Mensch die Oberfläche,
Das Silberschäumen auf dem Wogenkamme,
Und weiß, der Berg ist größer als die Zeche,
Und auch die Linde gründet nicht im Stamme.
Das Dunkle aber, das die Wurzeln wagen,
Ist Vorwelt selbst im abendlichen Dämmer,
Die frühen Göttern fällt nicht ein, zu tragen
Gebinde, Kränze, Zügel oder Hämmer.
Zu ihnen ist die Linde eine Brücke,
Weil sie so uralt und doch jung im Lenze,
Und darum geben Raum und Zeit dem Stücke
Drei Lindenschatten, die nicht Lindentänze.
Denn mag die Linde auch zum Frohsinn laden,
Wird dabei doch die Tiefe übersehen,
Drum sei euch wie ein Lindenblatt beim Baden
Das Opus, das nun lang und breit zu sehen. |
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